
Mitarbeiter wünschen sich von ihren Vorgesetzten vor allem Menschlichkeit, Fürsorge und Inspiration – nicht die nächste digitale Kompetenz oder eine visionäre PowerPoint-Präsentation.
Montagmorgen, 9 Uhr. Das Postfach quillt über, das nächste Projekt-Update wartet, und schon klingelt das Telefon: Ein Teammitglied ist ausgebrannt, ein anderes kündigt an, sich beruflich umorientieren zu wollen. Zwischen KPI-Druck, Budgetfragen und Change-Projekten fühlen sich viele Führungskräfte wie Jongleure, die jeden Moment Gefahr laufen, eine Kugel fallen zu lassen.
Genau hier setzt die aktuelle Studie „Future Leadership – Führungskompetenzen für die neue Arbeitswelt“ an. Sie zeigt klar: Mitarbeitende wünschen sich vor allem Menschlichkeit, Fürsorge und Inspiration von ihren Vorgesetzten – nicht die nächste digitale Kompetenz oder eine visionäre PowerPoint.
Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander
Die Daten sprechen eine deutliche Sprache:
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96 % der Mitarbeitenden erwarten ein respektvolles und wertschätzendes Verhalten.
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Ebenso hoch ist der Wunsch nach ehrlichem Feedback und echter Unterstützung bei der Weiterentwicklung.
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Gleichzeitig erleben Beschäftigte ihre Vorgesetzten häufig als digital kompetent, aber wenig visionär und fürsorglich.
Die Folge: Weniger als die Hälfte der Mitarbeitenden ist wirklich zufrieden mit ihrer Führung. Jeder Fünfte redet sich die Situation schön, jeder Zehnte hat innerlich längst gekündigt.
Die Studie macht deutlich, was viele im Alltag spüren: Fachwissen und Effizienz allein reichen nicht mehr. Natürlich sind Deadlines, Budgets und Strategien wichtig. Doch was Ihr Team wirklich trägt, ist das Gefühl, gesehen, gehört und ernst genommen zu werden.
Der Schlüssel: Soziale Kompetenz als wichtigster Leadership-Skill
Mitarbeitende wollen menschlich geführt werden. Das bedeutet nicht, „weich“ zu sein, sondern eine Balance zwischen Klarheit und Empathie zu finden.
Das erfordert Mut:
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Mut, Verletzlichkeit zu zeigen. Wer zugibt, nicht auf alles eine Antwort zu haben, schafft Vertrauen.
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Mut, zuzuhören. Wirklich zuhören heißt, die Sicht der anderen ernst zu nehmen – auch wenn es unbequem ist.
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Mut, Visionen mit Sinn zu füllen. Mitarbeitende wollen wissen, warum sie tun, was sie tun.
Die gute Nachricht: Soziale Kompetenz ist kein angeborenes Talent, sondern trainierbar. Folgende Impulse geben beispielhafte Anhaltspunkte, wie. Und das beste daran: sie führen nicht nur dazu, dass Sie Ihren Führungsstil verbessern, sondern auch ihre Mitarbeiter ihre soziale Kompetenz ausbauen.
1. Machen Sie Wertschätzung sichtbar
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Geben Sie Anerkennung nicht nur für Ergebnisse, sondern auch für Einsatz, Haltung und Entwicklungsschritte.
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Beziehen Sie das Team mit ein. Starten Sie z.B. Meetings mit einem „Spotlight-Moment“: Jeder nennt einen Beitrag, den er oder sie in der letzten Woche bei jemand anderem positiv wahrgenommen hat.
2. Hören Sie auf drei Ebenen zu
Beim nächsten Mitarbeitergespräch achten Sie bewusst darauf,
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was gesagt wird (Inhalt),
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wie es gesagt wird (Emotion),
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was nicht gesagt wird (Zwischen-den-Zeilen).
Wiederholen Sie in eigenen Worten, was Sie verstanden haben. Oft entsteht erst so das Gefühl, wirklich gehört zu werden – und oft wird dadurch erst richtig gehört, da unterschiedliche Deutungen aufgedeckt werden.
3. Führen Sie Entwicklungspläne statt Aufgabenlisten
Hinterfragen Sie mindestens einmal pro Quartal: „Was möchten Sie in den nächsten Monaten lernen oder ausprobieren?“
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Halten Sie gemeinsam kleine Lernschritte fest.
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Eröffnen Sie Chancen, z. B. durch Projektverantwortung, Job-Rotation oder kurze Impuls-Trainings.
4. Nehmen Sie Work-Life-Balance ernst
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Signalisieren Sie, dass Pausen, Urlaub und Feierabendzeiten eingehalten werden dürfen – und leben Sie es selbst vor.
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Fragen Sie: „Was brauchen Sie aktuell, um langfristig leistungsfähig zu bleiben?“
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Vergessen Sie nicht, auch sich selbst diese Frage zu stellen und ihre Antwort ernst zu nehmen.
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Reagieren Sie auf Indikatoren wie zu hohe Überstunden, Krankenstände oder Fluktuation durch Überprüfung der Unternehmenskultur, Arbeitsprozesse und Struktur.
5. Inspirieren Sie durch Sinn
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Erklären Sie nicht nur was zu tun ist, sondern auch warum.
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Verbinden Sie Aufgaben mit der größeren Vision und zeigen Sie, welchen Beitrag jede einzelne Person leistet.
Fazit: Führung heißt wachsen
Wer bewusst an Empathie, Fürsorge und inspirierender Kommunikation arbeitet, gewinnt mehr als nur zufriedenere Mitarbeitende – er schafft ein Umfeld, in dem Teams leistungsfähiger, kreativer und resilienter werden. Und sind im Ergebnis effizienter. Oder um es mit den Ergebnissen der Studie zu sagen: Neue Leader braucht das Land – und zwar solche, die nicht nur führen, sondern verbinden.
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